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Junge Frau mit Dutt sitzt an ihrem Laptop auf einer sonnigen Holzterrasse. Im Hintergrund ist eine Berglandschaft zu erkennen.

Urlaub und Selbständigkeit – wie passt das zusammen?

Dieser Frage sind wir auf den Grund gegangen und haben die beiden Unternehmerinnen Hannah Noethig und Bianca Gabbey befragt, wie sie ihre Selbstständigkeit mit Urlaub verbinden. Hannah Noethig, Gründerin der BÄBÄÄM Business Academy, Coach und Beraterin, verbringt einen Großteil des Jahres im Ausland. Als digitale Nomadin ist es für sie Alltag dort zu arbeiten, wo andere Urlaub machen, das Leben zu genießen und trotzdem in ihrer Selbständigkeit erfolgreich zu sein. Auch Positionierungsexpertin Bianca Gabbey verbindet ihre Selbständigkeit mit ihrer Freizeit in Form von „Workation Retreats“. Beide haben uns Tipps gegeben, wie angehende Gründerin ihre Selbständigkeit bestmöglich mit ihrer Freizeit und Urlaub verknüpfen können. Denn eines ist klar: von dem Glaubenssatz „Selbständigkeit heißt immer „selbst und ständig“ dürfen wir uns verabschieden.

Urlaub bedeutet Selbstfürsorge und ist die Basis für ein erfolgreiches Unternehmen.

Als Angestellte geben wir die Verantwortung für unser Wohlbefinden im Job gern an unsere Arbeitgeber*in ab. Das Unternehmen hat eine Fürsorgepflicht und muss dafür sorgen, dass es den Mitarbeiter*innen gut geht und diese genügend Erholungszeit haben, um für den Berufsalltag Kraft zu tanken. In der Selbständigkeit sind wir selbst für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden verantwortlich. Viele Gründerinnen stürzen sich voller Engagement und mit viel Motivation in ihre selbständige Arbeit. Dies ist lobenswert und mag eine Weile gut gehen, doch nicht auf Dauer. Denn auch Selbständige brauchen Erholung und Auszeiten, um Kraft zu tanken und mentalen Platz für neue Ideen und mehr Kreativität zu schaffen. Sorgen Sie daher für sich selbst und planen Sie Erholungszeiten in ihre Selbständigkeit aktiv ein, um ihr Unternehmen nachhaltig und erfolgreich aufzubauen. Hier kommen unsere 10 Tipps und Anregungen wie die Vereinbarkeit gelingen kann:

1. Verabschieden Sie sich von dem Glaubenssatz „Selbständigkeit heißt selbst und ständig“.

Hannah Noethig sagt dazu: Es fängt ja schon damit an, dass Menschen immer sagen, „Selbständigkeit: selbst und ständig.“ Und genau mit diesem Mindset laufen viele dann in die Selbständigkeit und denken, „Ich muss am Anfang jetzt erst mal richtig reinhauen, bis ich irgendwas aufgebaut habe, um dann irgendwann mal Ruhe zu haben.“ Das Problem ist, wenn man genauso in die Selbständigkeit startet, dann baut man auch sein ganzes System der Selbständigkeit so auf und muss selbst und ständig arbeiten.
Es gibt verschiedene Typen von Menschen. Manche sagen, „Ich versuche eher kontinuierlich, zum Beispiel halbtags zu arbeiten oder zu 80% zu arbeiten und mache deswegen dann keinen Urlaub.“ Dann gibt es den Ansatz „ganz oder gar nicht“ und die arbeiten sich dann absolut tot. Der Mensch braucht aber Erholung, egal ob er jetzt selbständig ist oder nicht.

2. Erlauben Sie sich Ihre Arbeit so zu gestalten, wie Sie sie haben möchten.

Bianca Gabbey sagt dazu: Man muss sich erlauben die Arbeitszeit so gestalten, wie man sie haben möchte. Dann ist die Frage nach dem „Urlaub“ auch nicht mehr so wirklich aktuell, weil sich das in meiner Welt und in meiner Erfahrung sowieso vermischt. Sitze ich irgendwo vor Ort und arbeite ortsgebunden, also habe ich z.B. ein Restaurant oder ein Ladengeschäft, ist das natürlich ein bisschen was anderes. Da muss ich mir gezielt Urlaubszeiten freihalten, um das wieder auszugleichen. Aber wenn ich eine Art Dienstleistung habe, kann ich auch Teile meiner Arbeit ortsunabhängig ausführen, z.B. die Buchhaltung oder Datenpflege. Die kann ich auch immer einpacken und irgendwo hinfahren, an einen See oder einen anderen coolen Ort, und das von dort machen. Und dann ist da auch automatisch ganz viel Regenerationszeit drin.
Ich mache eigentlich nur zwischen Weihnachten und Neujahr richtig Urlaub. Ansonsten mache ich ganz viel Workation. Das heißt, ich such mir schöne Orte zum Arbeiten. Ich arbeite jetzt gerade zum Beispiel auch wieder drei Wochen in der Toskana. Ich habe immer Arbeit dabei. Dann lege ich mir das so, dass ich das gut gestalten kann, damit ich am Tag irgendwie konzentriert vier bis fünf Stunden arbeite und den Rest des Tages freimache. Aus meiner Erfahrung kommt man da kaum drum rum, gerade wenn man gründet. Es ist wichtig nicht in diesem Angestellten-Mindset zu sein. So von wegen „Ich muss jetzt hier zu Hause sitzen oder ich muss jetzt hier im Office sitzen oder ich muss jetzt hier sitzen und arbeiten.“

3. Priorisieren Sie Ihre Arbeit und kennen Sie Ihre wichtigsten Hebel im Unternehmen.

Hannah Noethig sagt dazu: Ich habe letztens ein Hörbuch von einem ehemaligen Produktivitäts-Guru gehört und er sagt mittlerweile, wenn man einfach nur mehr und mehr und produktiver und produktiver arbeitet, wird man auch immer mehr zu tun haben. Wenn du zum Beispiel immer effizienter E-Mails abarbeitest, dann kriegst du oft auch mehr E-Mails.
Jeder Mensch hat gleich viel Zeit. Du hast nicht „keine Zeit“. Du musst einfach nur ganz genau priorisieren, was du mit dieser Zeit anstellst. Vielleicht bist du dann auch in der Lage zu sagen „Ich habe eben am Tag nur sechs Stunden zum Arbeiten“ und teilst dann deine Arbeit in Aufgaben entsprechend deiner Prioritäten auf. Und die sind, was größere Projekte angeht, auch nur drei wirklich wichtige Sachen am Tag, diese sind zuerst zu machen und dann muss man aber auch konsequent aufzuhören, wenn man seine Zeit für diesen Tag erreicht hat. Nach und nach wird man immer besser abschätzen können, was man eigentlich in der gesetzten Zeit schafft und welche Aufgaben wirklich wichtig waren. Das ist nämlich auch ein wichtiger Punkt: Wir machen in der Selbständigkeit oft ganz, ganz viele Dinge, die uns unfassbar beschäftigt halten, die aber keinen wirklichen Hebel haben. Daher dürfen wir uns am Anfang eines jeden Tages fragen, was denn heute die drei wichtigsten Aufgaben sind oder die drei wichtigsten Projekte, und dann gehe ich nichts Anderes an, bevor ich diese To-Dos erledigt habe.

4. Treffen Sie die Entscheidung für Ihren Urlaub ganz bewusst.
Bianca Gabbey sagt dazu: Es ist eine Entscheidung. Das ist ja auch das, womit ich mit meinen Kund*innen arbeite. Das ist ganz spannend. Also die Frage: „Wer will ich sein? Wie will ich auftreten?“ Positionierung spielt natürlich auch eine Rolle. „Wie will ich arbeiten? Mit wem will ich arbeiten?“ Und ich habe zum Beispiel im aktuellen Programm eine Frau, die sagte mir am Anfang des Jahres, dass sie so gerne vier Wochen nach Italien verreisen würde. Aber das ist auf gar keinen Fall drin mit ihrer Selbständigkeit. Und da habe ich zu ihr gesagt, „Du buchst das jetzt!“ Du kannst in der heutigen Zeit immer alles stornieren, aber die buchst jetzt erstmal dieses Hotel und dann arbeitest du darauf zu, dass du diese vier Wochen frei hast. Und jetzt fährt sie da wirklich hin. Also war es einfach wirklich ein Beschluss das zu machen. Aber viele Gründerinnen und Unternehmerinnen stecken ja in dieser komischen Überzeugung fest „selbständig: selbst und ständig“. Und wenn wir selbst das schon erzählen, na dann „Herzlichen Glückwunsch!“.

Also ist es wichtig sich daraus zu lösen und sich wirklich diese Freiheit zu erlauben zu sagen: „Ja, ich packe jetzt ein und ich fahre vier Wochen weg, z.B. nach Italien.“ Und entweder ich will da wirklich frei haben, dann entscheide ich das und lege mir die Arbeit um das Zeitfenster oder ich sage „Nö, ich will trotzdem ein bisschen was arbeiten.“ Dann nehme ich mir die Arbeit mit oder gestalte die Zeit so, dass ich meine Kundschaft mit an meinen Lieblingsurlaubsort nehme und wir dort halt gemeinsam arbeiten.

5. Nutzen Sie Tools, um Ihre Arbeit effizienter zu organisieren.

Hannah Noethig sagt dazu: Mein Tool ist „KanBan“. Bei dieser Methode gibt es verschiedene Spalten und man fängt auf der linken Seite an, die offenen Aufgaben einzutragen. Die Aufgaben rutschen dann weiter nach rechts in die zweite „in Arbeit“-Spalte bis sie in der dritten Spalte erledigt sind. Wenn man sich da jetzt in diesen drei Spalten aufhält und jeden Tag wirklich nur drei Aufgaben verschiebt oder bewusst in Anführungsstrichen rüberschiebt in die mittlere Spalte und sich sagt: „das mache ich heute und bevor ich nicht diese erledigt habe, mache ich auch den ganzen Kleinkram nicht.“, dann kommt man schon echt gut voran und hat so gesehen automatisch auch das Pareto Prinzip angewendet, weil man ja automatisch mit 20 % Aufwand wahrscheinlich 80 % des Outputs erreicht. Die KanBan-Methode wende ich in dem digitalen Programm „Asana“ an, in dem man einfache Spalten anlegen kann.

6. Denken Sie in Lösungen und nicht in Problemen.
Bianca Gabbey sagt dazu: „Was ist, wenn ich das Geld nicht habe, um in den Urlaub zu fahren?“ ist die falsche Frage, die sich Leute stellen. Diese Frage bedeutet, dass ich die falsche Haltung habe. Denn dann betrachte ich nur die kritischen Sachen, auf die Gründe, warum es nicht funktionieren sollte. Wir müssen uns fragen, „Will ich das, z.B. Urlaub, Freiraum, Abstand von der Arbeit oder eine neue Umgebung oder will ich das nicht?“ Und wenn ich weiß „Ich will!“, dann ist die Frage, „Wie mache ich es mir möglich?“
Hier geht es auch um Selbstfürsorge und letztendlich darum, Entscheidungen zu treffen, die auf die eigene, individuelle Situation abgestimmt sind.

7. Finden Sie Ihren eigenen Arbeitsstil.
Hannah Noethig sagt dazu: Ich persönlich bin ein „Ganz oder Gar nicht“-Typ. Mein Leitstern ist jeden Tag nur vier Stunden zu arbeiten und dafür aber nicht so oft Urlaub zu machen. Deshalb arbeite ich auch ganz gerne mal in einem Sprint, z.B. drei Wochen wirklich viel und dann arbeite ich wieder drei Wochen gar nicht.

Ich habe zum Beispiel den April genutzt, um den Launch meines Online-Programms zu perfektionieren und durchzustarten. Das war mein Arbeitsbereich. Nichtsdestotrotz war ich dann im Mai wieder auf einem Kulturfestival in Barcelona und bin dann anschließend nach Madeira gesegelt.
Für mich ist Urlaub nicht einfach nur Urlaub von meinem Alltag, sondern für mich gehören Urlaub und meine Hobbies wie Segeln und Tauchen zum Alltag dazu.

 

Über die Unternehmerinnen:

Hannah Noethig ist die Expertin, wenn es um Unternehmensaufbau geht. Als Business-Coach hilft sie Gründer*innen nicht nur beim Finden eines funktionieren Geschäftsmodells, sondern auch beim Testen und richtig groß Umsetzen. 2012 gründete sie in Australien ihr erstes Unternehmen für biologisch abbaubare Lebensmittelverpackung, Compackt. Hiernach baute sie ein internationales Logistik Start-up, BorderGuru, innerhalb von drei Jahren von null auf 10 Mio. Euro Jahresumsatz und 30 Mitarbeiter auf. Dann führte sie als Geschäftsführerin KIWI mit über 50 Mitarbeitern in eine 10 Mio. Euro Finanzierungsrunde.

Bianca Gabbey ist Positionierungsexpertin.  Schon als Kind hat sie lieber Verpackungsbeschreibungen als Comics gelesen. Sie macht seit 20 Jahren Werbung und bringt Positionierung auf den Punkt in dem sie erarbeitet was Unternehmen auszeichnet und Kund*innen begeistert.

Hier finden Sie mehr Expertinnen unseres Frauennetzwerks.

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