Gründerinnenportraits

Alessa Rhode, Begleitung in Wandelzeiten

  • Gründungsjahr: 2020 nebenberuflich | 2024 hauptberuflich
  • Branche:

    Sterbe- und Trauerbegleitung, Bestattung, Bildungsarbeit

Bitte beschreibe deinen beruflichen Werdegang bis zur Gründung.

Ich habe Politikwissenschaft und Friedensforschung studiert. Der Tod eines guten Freundes führte 2016 dazu, dass ich mich intensiv mit Sterben und Trauer auseinandersetzte. Neben einer Ausbildung zur Hospizbegleiterin arbeitete ich zunächst als Bildungsreferentin. Während der Corona-Zeit machte ich ein Praktikum in einem Bestattungsunternehmen und arbeitete später als Bestattungsassistentin. Nach Weiterbildungen als Death Doula und im Bereich Trauerarbeit entschied ich mich 2023, hauptberuflich selbstständig zu werden.

Warum hast du dich selbstständig gemacht? Was war deine Motivation?

Ich wollte frei und unabhängig arbeiten, um das umzusetzen, was mir am Herzen liegt. Mit „Begleitung in Wandelzeiten“ habe ich einen Rahmen geschaffen, der das ermöglicht.

Was ist deine Unternehmensidee und Philosophie? Welche Vision verfolgst du mit deinem Unternehmen?

Mit meinem Unternehmen „Begleitung in Wandelzeiten“ biete ich Menschen Unterstützung in Transformations- und Übergangszeiten an. Ich möchte Räume schaffen, in denen Menschen gemeinsam trauern und offen über den Tod sprechen können. Das Empfinden von Trauer und das Bewusstsein um die eigene Sterblichkeit verbindet Menschen. Trotz dieser Gemeinsamkeit, ist der Trauerprozess und die Auseinandersetzung mit Tod und Sterben für viele Menschen mit Gefühlen der Einsamkeit, Sprachlosigkeit oder Tabuisierung verbunden. Es gibt kaum öffentliche, konfessionslose Orte, an denen kollektiv getrauert werden kann, und wenig Übung im gemeinsamen Trauern als auch im Sprechen über den Tod. Meine Arbeit fußt in der Annahme, dass das Erlebnis von Gemeinschaft im Trauern und der Austausch mit anderen Menschen über den Tod, eine heilsame Erfahrung sein kann.
Mit meinen Workshopangeboten verbinde ich meine Leidenschaft für Bildungsarbeit mit den Themen Sterben, Tod und Trauer. Mein Anliegen ist es, vermeintlich schwere oder herausfordernde Themen auf eine zugängliche, herzliche und manchmal lustige Art zu vermitteln. Mir ist es wichtig meine Perspektiven und Ansätze immer wieder machtkritisch zu hinterfragen. Als queerer Mensch ist es mir ein besonderes Anliegen Menschen aus der queeren Community zu begleiten.

Was waren deine größten Herausforderungen innerhalb der Gründung?

Eine meiner Herausforderungen ist es, die breite Spanne an Tätigkeiten, die ich anbiete unter einen Hut zu bringen. Hier gilt es immer wieder abzuwägen zwischen Fokussierung und der Qualität, die genau in der Vielfalt meiner Arbeit liegt. Dazu finde ich es enorm, was ich alles neben den eigentlichen Inhalten meiner Arbeit lerne bzw. mir beibringen muss – das reicht von WordPress und SEO-Optimierung über Steuern, Buchhaltung, bis zu Vermarktung. Und in der Freiheit der Selbstständigkeit liegt auch die Aufgabe mich selbst zu strukturieren und ohne äußere Deadlines an den Dingen dran zu bleiben. Manchmal fühle ich mich in diesem Prozess ein bisschen alleine.

Was macht dir an der selbständigen Tätigkeit am meisten Spaß? Welche Erfahrungen machst du/hast du gemacht?

Besonders berührt hat mich eine Weihnachtskarte, die mich erreicht hat. Darin haben sich Eltern eines Sternenkinds, das ich bestattet habe, ein halbes Jahr später noch einmal für meine Arbeit bedankt und geschrieben, dass ich ihnen in dieser schweren Zeit eine große Stütze war. Das zu wissen – das gibt meiner Arbeit Sinn und mir selbst Motivation.

Was macht dir an der selbständigen Tätigkeit am meisten Spaß? Welche Erfahrungen machst du/hast du gemacht?

Ich genieße es, eigene Projekte zu entwickeln und zu sehen, wie meine Angebote mit Menschen resonieren. Ein Highlight war eine Kooperationsanfrage direkt nach meiner Kündigung – ein Zeichen, dass ich auf dem richtigen Weg bin.

Welchen guten Rat oder Tipp möchtest du anderen Gründerinnen mit auf den Weg geben? Welchen Rat würdest du deinem jüngeren Ich vor der Gründung geben?

Sucht euch Gleichgesinnte, um Unsicherheiten zu teilen und den Wert eurer Arbeit anzuerkennen. Traut euch, eure Angebote zu machen – nur so seht ihr, ob sie Resonanz finden. Ein weiterer Tipp ist, nicht alles selbst zu machen, sondern sich an manchen Punkten Beratung zu holen, eine Dienstleistung in Anspruch zu nehmen oder eines der vielen Unterstützungsangebote in Berlin für Gründerinnen zu nutzen.

Was bedeutet für dich Erfolg?

Für mich ist das Gefühl von Erfolg in meiner Begleitung von Menschen keine messbare Größe, sondern entsteht durch die Rückmeldung von Menschen. Wenn Menschen mir rückmelden, dass meine Begleitung ihnen eine Unterstützung in schweren Zeiten war, der Abschied von einer verstorbenen Person etwas heilsames hatte oder ich einen Raum für Austausch öffnen konnte – dann macht mich das zufrieden. In manchen Momenten habe ich auch das Gefühl mit dem was ich tue zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, das fühlt sich ebenfalls nach Erfolg an. Persönlich wünsche ich mir, dass ich irgendwann auch finanziell von dieser Arbeit leben kann. Und auf gesellschaftlicher Ebene hoffe ich, dass ich zu einer lebendigen Trauer- und Bestattungskultur beitragen kann.

Wie bist du auf die Gründerinnenzentrale aufmerksam geworden?

In der Beschäftigung mit Fragen zu Selbstständigkeit bin ich bei einer Internetrecherche auf die Gründerinnenzentrale und das Format des Erfolgsteams gestoßen. Ich habe mich daraufhin beworben und war 2023 Teil eines Erfolgsteams und hatte eine Einzelberatung bei der Gründerinnenzentrale. Das Tolle am Erfolgsteam war der Austausch mit anderen Menschen, die auch gerade gründen, sich gegenseitig zu empowern und mit praktischen Tipps weiterzuhelfen.

In der Freiheit der Selbständigkeit liegt auch die Aufgabe mich selbst zu strukturieren.

Alessa Rhode

Begleitung in Wandelzeiten

Telefon:      +49 1578 8484 139
Webseite:  www.alessa-rhode.de
E-Mail:        post@alessa-rhode.de

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