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Gründen mit Kind: Mutter mit Tochter in einer Küche, beide schauen auf einen Laptopbildschirm

Gründen mit Kind

Jeannette Zeidler arbeitet seit 2008 in der Gründerinnenzentrale. Davor war sie als Übersetzerin selbständig.

Viele der Frauen mit Kindern, die den Kontakt mit uns suchen, gründen einerseits mit dem Ziel Familie und Beruf besser vereinen zu können, andererseits geht es aber auch darum, die eigenen Ideen und Träume zu verwirklichen. Sie gründen oft in Teilzeit und eher selten mit dem Ziel, schnell eine größere Firma aufzubauen – dafür sind ihre Gründungen aber auch nachweislich nachhaltiger. Doch wie die Rolle als Mama und als Unternehmerin vereinen? Hier ein paar Tipps. Diese sind übrigens auch für Nichtselbständige hilfreich, wie ich als ehemals selbständige und dann angestellte alleinerziehende Mama aus eigener Erfahrung weiß.

Planung

Voraussetzung beim Gründen mit Kind ist – wie bei jeder Gründung – eine gute und realistische Planung. Stellen Sie sich folgende Fragen:

  • Ist die Idee wirklich tragfähig?
  • Gründe ich hauptberuflich oder ist am Anfang eine nebenberufliche Selbständigkeit realistischer?
  • Natürlich ist es in einer Selbständigkeit einfacher, sich die Arbeitszeiten selbst zu gestalten, aber stimmen diese auch mit den Bedürfnissen meiner Zielgruppe(n) überein?
  • Kann ich damit leben, dass die Auftragslage und damit die Einkünfte schwanken können?
  • Und sehr wichtig: Wie regle ich das mit der Kinderbetreuung? Unterstützt mich mein Umfeld?

Haben Sie sich für eine Gründung entschieden?

Selbstmanagement

Ihre Selbstorganisation ist jetzt wichtiger denn je. Stellen Sie sich einen Zeitplan auf: Wann ist Arbeitszeit, wann ist Familienzeit und am wichtigsten, wann planen Sie sich Zeit für Ihre Bedürfnisse ein? Machen Sie sich Wochenpläne und To-Do-Listen, die damit vereinbar sind. Und verabschieden Sie sich von der Idee, alles perfekt machen zu können. Wie sagte eine Gründerin es so schön: „Done is better than perfect.“

Rolle als Unternehmerin und als Mama

Trennen Sie Ihre Rolle als Unternehmerin von der Mamarolle. Setzen Sie sich, aber auch Ihrer Kundschaft Grenzen. Seien Sie nur zu Ihren Arbeitszeiten für diese erreichbar, aber nicht darüber hinaus. Sind Ihre Kund*innen erst einmal daran gewöhnt, dass Sie z.B. auch am Wochenende E-Mails beantworten oder ans Telefon gehen, kann man es ihnen schlecht wieder abgewöhnen 😉. Hilfreich ist dafür übrigens ein Zweithandy. Diese strikte Trennung hilft Ihnen auch wunderbar dabei, erst gar kein schlechtes Gewissen gegenüber Ihrem Kind zu entwickeln, denn wenn Familienzeit ist, ist Familienzeit!

Netzwerke – beruflich und privat

Bauen Sie sich Netzwerke auf, sowohl berufliche wie auch private! Sie müssen, vor allem aber können Sie nicht alles alleine stemmen.

Sie sind die Chefin und können Aufgaben delegieren. Sie sind nicht so gut bei den Zahlen? Beauftragen Sie eine Buchhaltungsfirma und konzentrieren Sie sich darauf, mit dem, was Ihnen Spaß macht und was Ihnen liegt, Geld zu verdienen. Suchen Sie sich Sparringspartner*innen, mit denen Sie Ideen austauschen können, die Ihnen in beruflichen Dingen Rat geben. Oder mit denen Sie gemeinsam Projekte auf die Beine stellen.

Und fragen Sie in Ihrem persönlichen Umfeld nach Hilfe. Oft sieht Ihre Umgebung gar nicht, dass Sie diese benötigen. Sie bekommen ja anscheinend mühelos alles perfekt hin. Als mein Sohn klein war, hatte ich leider keine Familie, die mich unterstützt hat. Als dann ein unvorhergesehener Abendtermin anstand, fragte ich die Eltern seines besten Freundes, ob er mit zu ihnen und dort übernachten kann. Es war, als ob sie nur darauf gewartet hätten. Die Jungs hatten viel Spaß miteinander und das schlechte Gewissen, das ich hatte (er war ja erst knapp 4 und ich „Rabenmutter“ hatte ihn abgeschoben) verflüchtigte sich schnell. In der Folgezeit war er noch oft dort und deren Sohn genauso oft bei uns. Sie sind übrigens nach fast 20 Jahren immer noch beste Freunde und unserem Mama-Sohn-Verhältnis hat es in keiner Weise geschadet 😊.

Aber abgesehen von Kontakten über Kita oder Schule gibt es auch viele andere Unterstützungsangebote. Hören Sie sich um. Es gibt z.B. ältere Menschen, die ehrenamtlich gern für Sie und Ihr Kind da sind (z.B. https://www.grosselterndienst.de/).

Besonders beim Gründen mit Kind wichtig: Selbstfürsorge

Selbständigkeit bedeutet „selbst“ und „ständig“? Verabschieden Sie sich von diesem unschönen Gedanken. Wenn Sie nicht „ständig“ selbst für sich sorgen, ist der Akku bald alle und davon hat niemand etwas. Nachdem in Ihrem Zeitplan also Zeit für die Arbeit und die Familie eingeplant ist, sollte dort auch „Zeit für mich“ oder „Me-Time“ stehen. Zeit, die Sie benötigen, um zur Ruhe zu kommen, sich etwas Gutes zu tun, um dann mit neuer Kraft bevorstehende Aufgaben anzugehen. Zeit, um sich zu belohnen für das, was Sie alles schon geschafft haben.

Ein schlechtes Gewissen, weil Sie gefühlt zu wenig Zeit für Ihr Kind haben? Ein beruflich erfühltes Leben trägt zu Ihrer Zufriedenheit bei und nur zufriedene Mütter sind gute Mütter. Wichtig ist Ihrem Kind, dass die gemeinsam verbrachte Zeit auch „Qualitätszeit“ ist. Ein Kind spürt, ob Sie ganz bei ihm sind oder in Gedanken schon die nächste E-Mail schreiben.

Sagen Sie ruhig auch mal „nein“. Elternabend, Kindergeburtstag, Kuchen backen für das Schulfest – und das alles in derselben Woche? Schauen Sie, was davon in Ihren Plan passt und setzen Sie Prioritäten. Andere können ebenfalls Kuchen backen, auch wenn er sicher nicht so lecker wie bei Ihnen ist 😉. Und vielleicht kann jemand Ihr Kind zum Geburtstag mitnehmen und Sie holen beide Kinder dafür wieder ab?

Und bitte vergleichen Sie sich nie mit anderen. Oft trügt der Schein und so mühelos, wie es bei anderen Müttern aussehen mag, ist es meist nicht.

Ich hoffe, einige dieser Tipps erweisen sich als hilfreich für Sie. Dann also viel Spaß und Freude bei Ihrer Gründung mit Kind.

In der Gründerinnenzentrale finden regelmäßig Veranstaltungen zum Thema „Gründen mit Kind“ statt. Hier geht’s weiter zu unseren Veranstaltungen.

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