Ulrike Böttcher, valupa
Gründungsjahr: 2022, Branche: Texil-und Bekleidungsbranche
Was macht Sie zur erfolgreichen Unternehmerin?
Ich denke, es ist immer die Mischung aus Wagemut, Bauchgefühl und Fantasie. Denn
wenn es mal schwierig wird, ist es oft meine Fantasie, die mir Möglichkeiten eröffnet, die
unkonventionell sind. Ich denke besonders in einem Startup muss man neue Wege gehen
und oft die Ängste, die einhergehen, verdrängen und einfach machen. Zu lange zögern
kann einem zudem Wege verbauen. Manchmal ist es besser etwas auszuprobieren und
falls es nicht klappt, agil auf neue Situationen zu reagieren. Ich denke, dass das letztlich
auch Erfolg ausmacht, denn als Startup ist es auch ein Erfolg, wenn man trotz
Herausforderungen immer wieder weiter macht.
Wie war Ihr Werdegang von der Gründung bis heute?
Ich bin in Ostberlin aufgewachsen und habe später an der Kunsthochschule Weißensee
Textil-& Flächendesign studiert. Ich kenne es gar nicht anders, als sich Gedanken über die
Wiederverwertung von Ressourcen Gedanken zu machen. Auch bin ich sehr Anti-Plastik
geprägt durch meine Mutter. Während des Studiums war Nachhaltigkeit immer ein Thema.
Mit meiner Materialentwicklung ZERBRECHLICH aus Eierschalen war ich hier bereits für
den RecyclingDesignpreis nominiert und wurde in MATERIALREVOLUTION II vom
Birkenhäuserverlag veröffentlicht. Dies war mein erster Erfolg und es hat mich seitdem
nicht mehr losgelassen, selbst einen Beitrag für ein nachhaltiges Bewusstsein zu schaffen.
Nachdem ich eher unglücklich mehrere Jahre im Fast Fashion Bereich gearbeitet habe, bin
ich doch immer wieder auch in der nachhaltigen Modeszene umtriebig gewesen. Bis ich
2018 Prakash Chandra Jha kennenlernte und ihn auf seiner Bio-Seidenraupenplantage in
Indien besuchte. Wir sind bis heute gute Freunde und es war hier in Jamshedpur, dass ich
den ersten Gedanken zu valupa faste. Als wir gemeinsam eine kleine Taschenkollektion
aus Bio-Seidenstoffen erstellten und ich die Prototypen erhielt, waren Plastikverschlüsse
eingenäht. Das hat mich enorm gestört. Nach einer ausgiebigen Recherche war schnell
klar, dass es keine Alternativen gab. Alles was es gab, hatte immer einen Haken. Nach
unzähligen Messebesuchen stellte sich heraus, dass es eine hohe Nachfrage gab. Ich
entdeckte zudem die Kombination aus Biopolymeren und 3D-Druck und lernte die
Techniken mithilfe von Weiterbildungen. Durch das EXIST Förderprogramm konnte ich ein
erstes Team aufstellen und Erfahrungen im Bereich Gründung sammeln. Meistens dauert
alles sehr viele länger als man denkt und so hat es ganze zwei Jahre gedauert, bis wir
heute an dem Punkt sind, ein erstes Patent vorweisen zu können und endlich das erste
Produkt im Spritzguss umzusetzen.
Mit welchem Ziel haben Sie sich selbständig gemacht? Haben Sie Ihr Ziel erreicht?
Mein Ziel, etwas positiven Impact mit meiner Arbeit zu erreichen, habe ich noch nicht ganz
erreicht. Wir sind aber kurz davor und wollen auf der nächsten Messe im Sommer 2023
bereits Produkte im Spritzguss, also massentauglich und für den Markteintritt präsentieren.
Das ist dann der Startschuss für wirkliche Umsätze und einen tatsächlichen Impact.
Gründen ist ein langer Prozess und ich sag immer, fertig sind wir nur, wenn wir den EXIT
erreichen, also valupa erfolgreich verkaufen. Vorher wird es IMMER etwas zu tun geben.
Aber das ist ja auch das Schöne daran und ich denke, man kann sagen, dass einen das sehr
erfüllt!
Welchen Herausforderungen mussten Sie sich stellen und mit welchem Ergebnis?
Die größten Herausforderungen waren immer die Wechsel im Team. Meine Co-Founderin
ist vor einem halben Jahr ausgestiegen. Das war natürlich nicht leicht, plötzlich alles allein
zu stemmen. Das richtige Match zu finden, ist wie den richtigen Partner in einer Beziehung.
Auch wenn ich noch keine neue Co-Founderin finden konnte, habe ich seit Anfang diesen
Jahres mit fortgeschrittener Finanzierungsrunde ein kleines Team aufgebaut, das
mich voller Elan unterstützt. Man muss unglaublich flexibel sein und schwere Situationen
schnell angehen. Es darf einen nicht entmutigen, wenn man am Ende erst mal allein
dasteht. Wenn man weiter für seine Idee kämpft, werden auch wieder bessere Zeiten
kommen.
Welche Angebote zur Entwicklung Ihres Unternehmens haben Sie in Anspruch
genommen? Was war für Sie am hilfreichsten?
Wir haben das EXIST Stipendium erhalten und waren einer der Finalisten im
Gründungswettbewerb digitale Innovationen vom BMWI. Der MediaTech Hub hat uns
ebenfalls sehr unterstützt und wir haben hier unser erstes Office bezogen. Auch sind wir
für weitere Brandenburger Förderungen bei der ILB im Antragsprozess. Der BPW war für
die ersten Schritte ebenfalls eine gute Anlaufstation.
Wer unterstützt Sie als Unternehmerin und als Person?
Natürlich ist es sehr hilfreich, wenn die Familie hinter einem steht. Dabei reicht es schon,
wenn man Zuspruch bekommt und nicht darauf bestanden wird, einen gradlinigen
Kariereweg einzuschlagen. Das ist nicht immer selbstverständlich. Auch der Partner muss
sehr viel mitmachen und verstehen, dass Gründen viel Zeit in Anspruch nimmt. Da habe ich
großes Glück, denn mein Partner ist quasi ein „valupaner“. Er hilft mir Tag und Nacht, wenn
mal die 3D-Drucker ausfallen oder etwas repariert werden muss. Das ist von
unschätzbarem Wert! Letztlich ist es aber auch das Netzwerk, das man sich im
Gründerumfeld aufbaut. Auch hier höre ich immer auf mein Bauchgefühl und pflege den
Kontakt zu Menschen, die mir gut tun, mich verstehen und unterstützen. Konstruktive Kritik
ist ebenfalls wichtig und die Erfahrungen der anderen lassen einen Fehler vermeiden.
Selbst erste Kunden, Investoren oder sogar den Buchhalter wähle ich mit Bedacht.
Besonders in der Anfangsphase braucht man einfach Menschen, die einem mit
Verständnis begegnen.
Wie schaffen Sie eine Balance zwischen Ihrem Unternehmen und Ihrer
Familie/Privatleben?
Am Wochenende versuche ich, nicht zu arbeiten. Die Zeit brauche ich, um Energie zu
tanken. Dafür arbeite ich unter der Woche sehr viel. Auch hier kann man jedoch auf seine
eigene innere Uhr hören und so planen, wie die eigene Persönlichkeit am besten
funktioniert. Ich kann zum Beispiel gut auch zu später Stunde arbeiten und mich gut
konzentrieren, während ich morgens eher zwischen 9:00 und 10:00 Uhr den Tag starte.
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